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Hintergrund

Das Akronym FAIR hat sich seit der Publikation des Papers “The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship” von Mark Wilkinson et al. 2016 in Fachkreisen und der wissenschaftlichen Landschaft im Allgemeinen etabliert. Mit dem Verweis, Daten findable, accessible, interoperable und reusable zu machen, wurde durch die FAIR-Prinzipien ein Quasi-Standard für die Veröffentlichung von Forschungsdaten geschaffen, der mittlerweile im Forschungsdatenmanagement, aber auch im DFG Kodex “Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis” empfohlen wird.

Abseits des Akronyms FAIR enthalten die FAIR-Prinzipien jedoch nur ein stark reduziertes Verständnis von Fairness im wörtlichen Sinne. Dennochspielen Aspekte der Fairness in der Arbeit mit Daten eine zentrale Rolle, egal ob es sich dabei um die Erhebung, Verarbeitung, Publikation oder Nachnutzung handelt. Empfehlungen für einen fairen Umgang mit Daten entlang des gesamten Forschungsdatenlebenszyklus und gegenüber allen Beteiligten - Forschenden, Forschungsteilnehmer:innen, Data Workers, aber auch von Forschungsprojekten betroffene Communities, um nur einige zu nennen - sind bislang unterschiedlich stark in den verschiedenen Fachgebietenetabliert oder fehlen teilweise gänzlich.

Im internationalen Raum wurde in Reaktion auf die FAIR Prinzipien sowie Desiderata der Open Data Bewegung ein Empfehlungspapier entwickelt, das sich dem Thema Fairness und Forschungsdaten widmet: Die CARE-Prinzipien. Entstanden aus dem Kontext indigener Selbstverwaltung, wurden die CARE-Prinzipien in Zusammenarbeit verschiedener indigener Netzwerke und auf Basis bereits existierender Grundlagentexte 2019 veröffentlicht. Die CARE-Prinzipien können als komplementär zu den daten-zentrierten FAIR-Prinzipien verstanden werden und rücken Aspekte wie Verwendungszweck und die Verbindung von Daten und Personen in den Mittelpunkt. Auch wenn die CARE-Prinzipien mittlerweile im deutschen Forschungsdatendiskurs rezipiert werden, gibt es weiterhin Lücken insbesondere in der theoretische Auseinandersetzung mit den CARE-Prinzipien und deren praktische Anwendungen auch außerhalb von indigenen Kontexten. Hinzu kommt, dass weitere ethische Aspekte von Daten, die speziell den deutschen Raum und die deutsche Wissenschaftsgeschichte betreffen, noch unzureichend behandelt und mit Empfehlungen bedacht worden sind. Dies betrifft beispielsweiseDaten im Zusammenhang mit der NS-Zeit sowie aus der deutschen Kolonialherrschaft. Aber auch viele weitere Themen, wie der Umgang mit sensiblen Daten, Anerkennung für Data Care Work, Counter Data oder Data Refusal, die international zunehmend intensiver diskutiert werden, könnten stärker in bestehende Datendiskurse im DACH-Raum eingebrachtwerden. Mit der Veranstaltungsreihe “Critical Data Discourses” wollen wir einen Teil dazu beitragen.